Ausstellung zu klimabedingter Flucht
Dafür haben Sextro und ihre Kolleg*innen sich Unterstützung von Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte gesucht. „Uns ist es wichtig, betroffene Personen selbst zu Wort kommen zu lassen und nicht über sie zu sprechen“, berichtet Projektleiterin Dagmar Buck. Fünf Klimazeug*innen aus Kolumbien, Marokko, Sri Lanka, dem Sudan und dem Iran berichten deshalb per Video in der Ausstellung von den Veränderungen in ihren Heimatländern. Mina Oubelouali aus Marokko ist eine von ihnen. „In meiner Kindheit hatten wir noch vier Jahreszeiten, davon ist jetzt nichts mehr zu spüren“, erzählt sie in ihrem Videointerview mit dem syrischen Regisseur und Filmemacher Maan Mouslli. „Früher war das Land noch grün und wir mussten nicht kilometerweit laufen, um Wasser zum Trinken, Waschen oder Baden zu holen“, schildert Oubelouali die Auswirkungen des Klimawandels in Marokko.
Davon hat sie einigen Schülerinnen und Schülern am Dienstag auch persönlich berichtet. „An jeder Schule bieten wir den Jugendlichen an, sich als Ausstellungsbotschafterinnen und -botschafter schulen zu lassen“, informiert Sextro. An der IGS Osnabrück möchten 22 Elf- bis 18-Jährige diese Aufgabe übernehmen und ihre eigenen sowie externe Schulklassen durch die Ausstellung begleiten. Die jungen Ausstellungsbotschafter*innen waren die Ersten, die alle Exponate ausprobieren konnten. Besonders begehrt waren dabei die Virtual Reality-Brillen, mit denen die Ausstellungsbesucher*innen Projektpartner von Brot für die Welt und terre des hommes in Indonesien, Indien, Äthiopien und Argentinien virtuell besuchen können. Die dort zu sehenden jungen Menschen setzen sich in ihren Heimatländern für ihr Recht auf eine saubere und gesunde Umwelt ein. Aber auch die Tablets mit Informationsmöglichkeiten zu eigenem Engagement wie einem FSJ oder einer ehrenamtlichen Mitarbeit in gemeinnützigen Organisationen kamen gut bei der Zielgruppe an.
Die offizielle Eröffnung des Projekts wurde umrahmt von einem „Markt der Initiativen“, bei dem die Schüler*innen verschiedene lokale und bundesweite Organisationen kennenlernen konnten. Jugendliche des 12. und 13. Jahrgangs haben sich darüber hinaus ein buntes Bühnenprogramm für die Gäste überlegt. Neben einem Videogrußwort aus dem EU-Parlament in Brüssel haben die beiden Schülerinnen Paula Gerding und Lina Lüsebrink ein Podiumsgespräch mit Klimazeugin und Umweltwissenschaftlerin Antonina Platanova aus der Ukraine und Maan Moussli aus Syrien moderiert. Auf die Frage, was sich in der Welt ändern müsse, hatten Moussli und Platanova eine klare Antwort: „Wir müssen Bewusstsein schaffen. Es reicht nicht, uns an die Gegebenheiten anzupassen, wir müssen selbst aktiv werden“, sagt Platanova. Und Moussli ergänzt: „Mein Wunsch für die Zukunft ist, dass es keine Grenzen mehr gibt. Dass es egal ist, welche Hautfarbe, Kultur oder Herkunft wir haben.“ Beim abschließenden Quiz konnten alle kleinen und großen Gäste dann noch zeigen, was sie schon über den Klimawandel als Fluchtgrund wissen.
Seit dem Frühjahr 2022 hat das Projektteam von Exil e.V. die interaktive Wanderausstellung gemeinsam mit der Osnabrücker Agentur Die Etagen ausgearbeitet. Dabei wurde auch bei der Produktion auf Nachhaltigkeit geachtet: „Wir haben alle Endgeräte wie die VR-Brillen und Tablets aus zweiter Hand angeschafft und bei den Materialien auf Umweltzertifizierungen und Langlebigkeit geachtet“, sagt Sextro. Gefördert wird das Projekt „Fluchtgrund Klimawandel“ von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, den evangelischen Stiftungen Osnabrück sowie der Deutschen Postcode Lotterie.
Bis zu den Herbstferien ist das Exil-Projekt, das sich an siebte bis 13. Schulklassen richtet, noch im Forum der Gesamtschule in Eversburg zu sehen, bevor es für die Exponate weiter in das nächste Bundesland geht. Interessierte Lehrkräfte, Klassen und Gruppen können freie Zeiträume unter fluchtgrundklimawandel@exilverein.de anfragen. Am Montag, den 9. Oktober 2023 öffnet die Ausstellung von 14 bis 18 Uhr für alle Besucher*innen. Der Eintritt ist frei.